BG BAU aktuell 4 2018 Arbeitsmedizin 21 Bei der Sanierung oder dem Anschluss an bestehende Kanäle Klärwerke und Abwasserleitungen kann es zu Kontakt mit fäkalienbelasteten Abwässern und den darin enthaltenen oder entstehenden Schadstoffen und Krankheitserregern kommen Davon sind Kanal und Tiefbauer aber zum Teil auch Gas und Wasserin stallateure betroffen Gefährdungsbeurteilung und arbeitsmedizinische Vorsorge Neben den potenziellen Unfallgefahren bei solchen Arbeiten gehören in die Gefährdungs beurteilung auch die Gesundheitsgefahren Dazu zählen vor allem Infektionen durch Vi ren Bakterien und Wurmeier Hauterkrankungen sowie Vergiftungen durch Faulgase oder Endotoxine Aus diesem Anlass ist eine arbeitsmedizinische Vorsorge meist notwendig Wichtige Krankheitserreger Beim Umgang mit Abwässern sind Rota und Noroviren sowie Hepatitis A und B Vi ren von Bedeutung Diese Viren verursachen Durchfallerkrankungen allerdings meist ohne ernste Folgen Für Kanal und Rohrleitungsbauer die nur sporadisch in Kontakt mit Abwässern geraten besteht kein besonderes Risiko für eine Hepatitis A Infektion Bei vermehrtem Kontakt jedoch empfiehlt sich ein Impfschutz Eine Infektion durch das Hepatitis B Virus erfolgt in der Regel nur dann wenn das Virus direkt oder über Hautverletzungen bzw die Schleimhäute in die Blutbahn gelangt Durch Berührung mit Abwasser über die intakte Haut ist eine Infektion unwahrscheinlich Ein poten zielles Infektionsrisiko besteht dagegen durch Schnitt und Stichverletzungen z B an kontaminierten Kanülen Unter den Bakterien sind besonders die Leptospiren von Bedeutung Sie werden durch Rattenurin übertragen und dringen in aufgeweichte oder verletzte Hautpartien ein Die Symptome ähneln zu Krankheitsbeginn denen von grippalen Infekten Vermutlich werden daher viele Leptospirose Erkrankungen nicht erkannt Ernste Krankheitsver läufe sind nicht auszuschließen Salmonellen Shigellen oder E coli Bakterien können vorübergehende Darmerkrankungen verursachen Die meisten Beschäftigten die in Abwasserbereichen tätig sind entwickeln nach einiger Zeit gegen diese Erreger eine natürliche Resistenz Auch Amöben und Wurmeier können zu Infektionen führen Diese Darmparasiten kommen vor allem bei Reparaturarbeiten von Schlammpumpen oder beim Reinigen von Kammerfilterpressen vor Hauterkrankungen Durch die Arbeit in feuchter Umgebung durch anhaftende Verschmutzungen und durch das häufige Tragen von flüssigkeitsdichten Schutzhandschuhen und Gummistiefeln können sich langwierige Hautkrankheiten entwickeln Der Arbeitsmedizinisch Sicher heitstechnische Dienst der BG BAU ASD der BG BAU empfiehlt Hautschutzmaßnah men mit speziellem Hautschutz schonender Hautreinigung und wirksamer Hautpflege Weiterhin sind flüssigkeitsdichte Schutzhandschuhe bei Arbeiten mit unmittelbarem Abwasser und Schlammkontakt durch geeignete Handschuhe zu ersetzen Atemschutzgeräte Atemschutzgeräte werden in der Regel zum Schutz gegen Faul oder Kanalgase einge setzt Faulgas ist ein Gasgemisch u a aus CH4 CO2 H2S O2 H2 das in unterschied lichsten Zusammensetzungen vorkommt Im schlimmsten Fall drohen Atemstillstand sofortiger Kollaps schwere Nervenschädigungen und Herzstillstand Können die betrof fenen Anlagen nicht ausreichend gelüftet werden sind Atemschutzgeräte zu tragen Oft kommen Pressluftatmer Schlauchgeräte oder Regenerationsgeräte zum Einsatz weil sie unabhängig von der Umgebungsatmosphäre einsetzbar sind Impfungen Sollte sich nach der arbeitsmedizinischen Vorsorge die Notwendigkeit von Schutzimp fungen ergeben sollten diese den Beschäftigten angeboten werden Die Kosten des Impfstoffes werden nach den Bestimmungen der Arbeitsmedizinischen Vorsorgever ordnung dem Arbeitgeber in Rechnung gestellt WEITERE INFOS Tipps zur arbeitsmedizinischen Vorsorge bei Arbeiten im Abwasserbereich Technische Regel TRBA 220 Sicherheit und Gesundheit bei Tätigkeiten mit biolo gischen Arbeitsstoffen in abwassertechni schen Anlagen DGUV Information 203 051 Sicherheit und Gesundheitsschutz im Abwasserbe reich Infektionsgefahren früher G 42 Hautbelastung früher G 24 Atemschutzgeräteträger früher G 26 Geeignete Schutzhandschuhe Schutzhandschuhe gegen Chemikalien und Mikroorganismen DIN EN 374 Teil 1 5 oder Schutzhandschuhe gegen mechanische Risiken DIN EN 388

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