BG BAU aktuell 3 2019 Im Fokus 27 Prof Dr Dirk Windemuth Leiter des Instituts für Arbeit und Gesund heit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung DGUV erläutert im Interview wie psychische Belastungen am Bau und bei Gebäudedienstleistungen entstehen und was dagegen zu tun ist Die Beschäftigten am Bau sind Dienstleister TEXT Stephan Imhof FOTOS Lara Marie Krauße Die Bauwirtschaft ist traditionell durch körperlich beanspruchende Arbeit ge prägt Zunehmend wird der Einfluss psy chischer Belastungen wahrgenommen teils auch stigmatisiert Lässt sich die Zu nahme psychischer Belastungen belegen Die Frage stellt sich tatsächlich für alle Branchen und Wirtschaftssektoren Seit etwa 15 Jahren besitzen wir verlässliche Daten aus Befragungen Sie zeigen dass die Menschen zunehmend psychische Be lastungen am Arbeitsplatz angeben Diese Entwicklung bildet zum einen die Realität ab wie wir sie wahrnehmen Zum ande ren muss man bei Befragungsdaten beden ken dass die Menschen im Laufe der ver gangenen Jahre sensibler für das Thema psychische Belastungen geworden sind Auch deshalb haben wir einen Anstieg bei den Belastungen in der Arbeitswelt zu verzeichnen auch am Bau allerdings nicht so stark Wenn man die Statistiken zu psychischen Erkrankungen betrachtet sind andere Branchen vorn vor allem das Dienstleistungsgewerbe und der Pflege bereich In der Baubranche sind im Ver gleich weitaus weniger Fälle psychischer Erkrankungen zu verzeichnen Das ist zu nächst positiv und kann einerseits aussa gen es geht den Beschäftigten in dieser Hinsicht wirklich besser Andererseits kann es bedeuten dass die Beschäftig ten weniger Probleme zugeben Die Bau branche ist eine von Männern dominierte Branche Es ist wissenschaftlich gut doku mentiert dass Männer psychische Proble me eher verschweigen als Frauen Wie kann die Aufklärung darüber was psychische Belastungen sind und wie mit ihnen umzugehen ist vorangetrie ben werden Sobald der Begriff Psyche ausgesprochen wird denken die meisten Menschen auto matisch an psychische Krankheiten Denn anders als bei den eigenen Fachkenntnis sen neigen Menschen in ihrer Alltagswelt dazu nicht alles zu differenzieren Die Ver wendung des Wortes Stress ist dafür ein gutes Beispiel Ein erfolgreicher Weg der Ansprache ist meines Erachtens zu sagen Psychische Belastungen haben Folgen und das sind in erster Linie Unfälle Jeder sieht ein dass Zeitdruck entsteht und es zu Feh lern kommt wenn jemand an einer Maschi ne arbeitet deren Taktung zu hoch ist Nun bin ich schon ganz nah dran verständlich zu machen was mit psychischen Belastun gen gemeint ist Und die Folgen davon sind in diesem Fall eben keine psychischen Er krankungen sondern Unfälle Warum kommt es aufgrund psychischer Belastungen zu Unfällen Das lässt sich im Test gut demonstrieren Am Institut für Arbeit und Gesundheit der DGUV haben wir eine Stresskammer eine Art mobiles Büro Darin ist es mög lich psychische Belastungen zu simulie ren Personen müssen in der Stresskammer eigentlich einfache Aufgaben lösen Nach und nach kommen bestimmte Störfakto ren wie Lärm oder ungünstiges Handling dazu Die Aufgaben sind schließlich immer schneller also unter Zeitdruck zu lösen Wir stellen fest dass sich die Leistungen fast aller Testpersonen massiv verschlech tern Die körperliche Anspannung nimmt messbar zu Bereits nach einer Minute Prof Dr Dirk Windemuth im Gespräch mit Stephan Imhof von BG BAU aktuell

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