GERLINDE KALTENBRUNNER Die gelernte Krankenschwester ist bereits in jungen Jahren zum Bergsteigen gekommen Zu verdanken ist das dem Pfarrer ihres Heimat dorfes der die Kinder der Gemeinde nach der Sonntagsmesse auf die umliegenden Alpen gipfel der Gemeinde mitnahm Zwischen 1994 und 2011 hat sie alle Berge die 8 000 Meter und höher sind und über dem Meeresspiegel liegen erfolgreich bestiegen In Nepal und Pa kistan engagiert Sie sich für Bildungsprojekte und darüber hinaus für den Wiederaufbau nach den Naturkatastrophen im Jahr 2015 BG BAU aktuell 3 2017 Im Fokus 31 chert vor fixiert das Seil und die anderen steigen nach Im Abstieg ist das Absturz risiko am höchsten Viele sehen nur den Gipfel und wie man hinaufkommt Dann fehlt die Kraft und Konzentration für den Abstieg und genau dann passieren die Ab stürze Für mich ist es ganz wichtig mich selbst zu reflektieren Reichen meine Re serven bin ich konzentriert genug Wir achten gegenseitig auf uns machen vor dem Abseilen einen Partnercheck und kon trollieren ob etwa der Achterknoten rich tig gefädelt ist Man kann nie vorsichtig genug sein Ich kann mir vorstellen dass es beim Bauen ähnlich ist Es gilt ja nicht nur das Dach zu decken sondern am Ende auch heil wieder unten zu stehen erst dann ist es fertig Sie haben mehrmals lebensbedrohliche Situationen am Berg heil überstanden Was war die aussichtsloseste Klemme in der Sie jemals gesteckt haben Das war ein Lawinenabgang am Dhaulagi ri Nepal 8 167 Meter wo es mich im Zelt fortgerissen hat Es gibt an diesem Berg im Lager II eigentlich nur einen Platz an dem man Zelte aufstellen kann Und über fünf zig Jahre ist dort nichts passiert aber als ich mein Zelt aufstellte ist ein Schneebrett abgegangen Da war ich zum ersten Mal mit meiner eigenen Vergänglichkeit also dem Sterben konfrontiert Während das Zelt mitgerissen wurde hab ich nur darauf ge wartet dass der Felsabbruch kommt an dem es tausend Meter abgeht Und plötz lich Stillstand Ich hab gespürt wie mir das Blut in den Kopf schoss und gemerkt dass ich nach unten hing Ich war komplett vom Zelt umgeben im Schnee begraben konn te mich nicht bewegen Aber meine rech te Hand hatte etwas Freiraum Zum Glück hatte ich meinen Sitzgurt anbehalten an dem ein kleines Messer hing Mit dem hab ich das Zelt aufgeschlitzt und mich dann selbst ausgegraben bevor die Luft knapp wurde Bis ich vollständig draußen war hat es eine Stunde gedauert Da kam einiges an Glück zusammen Im Schlafsack hätte ich keine Chance gehabt Zwei Spanier lager ten neben mir Der Boden ihres Zeltes war angefroren und sie wurden von den Schnee massen vollständig verschüttet Sie hatten keine Chance Ich hab sofort versucht sie auszugraben konnte sie aber nur noch tot bergen Es hat eine Weile gedauert bis ich das verarbeitet hatte Wie versichern Sie sich selbst dass Ihr beruflicher Ehrgeiz Ihr Sicherheitsbe wusstsein nicht überwindet Für diese Frage muss ich noch einmal den K2 hernehmen Das war der letzte der 14 Achttausender den ich nicht bestiegen hatte Zuvor hatte ich es schon sechsmal versucht und bei mir war der tiefe Wunsch da den K2 trotz aller Rückschläge zu schaf fen weil er mich schon von klein auf faszi niert hat Mit vollem Risiko wäre der Gip fel vielleicht schon früher geglückt Aber mir war wichtiger klaren Kopf zu behalten und jegliche Erwartungshaltung nicht an mich heranzulassen Bei den lebenswich tigen Entscheidungen am Berg muss das außen vor bleiben Da zählt für mich nur der Moment und die Frage Was ist jetzt zu tun Ich habe mich dann noch einmal akribischer als sonst darauf vorbereitet Wir haben einen Aufstieg gewählt der völ lig abseits der herkömmlichen Routen lag und wir wussten von Anfang an wir wür den auf uns allein gestellt sein Damit war klar dass die Sicherheit an oberster Stelle stehen musste Wir haben dann mit sehr viel Geduld agiert wollten nichts erzwin gen sondern mit der Natur mitschwingen Gerade die Routine kann zum Problem wer den Es gibt einige großartige Bergsteiger die die großen Wände durchstiegen aber dann für einen Moment die Aufmerksam keit verloren haben und auf vermeintlich kleinen oder leichten Bergen abgestürzt sind Das ruf ich mir immer wieder in Erin nerung dass ich bei all meiner Erfahrung ja nicht unachtsam werde Die BG BAU warnt vor Gefährdungen durch UV Strahlung Wie schützen Sie sich dagegen Ich hab großen Respekt vor den Auswir kungen der Sonne und vor Hautkrebs und lege äußersten Wert darauf mich zu schützen In den Bergen habe ich im mer Sunblocker dabei Nicht nur an den Achttausendern sondern auch daheim im Gebirge Auch bei größter Anstren gung achte ich darauf nachzucremen und im Nasenbereich einen Schutz zu tragen Auch die Kopfbedeckung macht ganz viel aus Wegen der Steinschlagge fahr tragen wir beim Klettern eigentlich ständig einen Helm Für den Nacken ha ben wir hinten immer so ein Kapperl oder ein Tuch ganz wichtig

Vorschau BG BAU aktuell 03/2017 Seite 31
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