BG BAU aktuell 2 2017 Im Fokus 27 Eine Aufgabe der BG BAU ist Menschen nach einem Arbeitsunfall zu helfen Was können Sie Menschen die nicht von Ge burt an behindert sind zum Beispiel nach einem Arbeitsunfall im Zusammen hang mit ihren Einschränkungen raten Ich maße mir nicht an einen Umgang mit einer Behinderung vorzugeben Das ist in dividuell ganz verschieden Vielleicht sind es auch Barrieren von außen Zum Bei spiel weil die Menschen einem weniger zutrauen weil man sitzt Oder wenn je mand aufgrund eines Unfalls nicht mehr in seinen alten Beruf zurückkommt und als Bewerber hört Wir haben keine behin dertengerechte Toilette deshalb können Sie nicht bei uns arbeiten Nur weil die Personalabteilung eines Betriebes keine Lust hat sich damit zu beschäftigen Ei gentlich müsste die Antwort lauten Wir bauen eine ein Also ich rate allen diese Anteile struktureller Diskriminierung he rauszufinden Wie schätzen Sie den Stellenwert von Beratungen von Betroffenen für Betrof fene ein Natürlich ist es total wichtig dass Men schen mit Behinderung auch auf ande re Menschen mit Behinderung treffen die auch schon Ähnliches erfahren oder schon Lösungen für ihre Herausforderun gen gefunden haben Wir stellen immer wieder fest dass die Beratung meist von Menschen ohne Behinderung angeboten wird Ärzte Sozialarbeiter es gibt kaum Menschen mit Behinderung in Personal abteilungen Die einzige Person die weiß was geht oder nicht geht ist man ja selbst Manche Menschen sind unsicher im Um gang mit Menschen mit Behinderung Was raten Sie diesen Hier haben wir das Henne Ei Problem Die meisten Menschen treffen gar nicht auf Menschen mit Behinderung Sie ha ben nicht gelernt Erfahrung zu sammeln die ihnen Sicherheit gibt Zehn Prozent in unserer Gesellschaft haben eine Behinde rung aber nicht jeder Zehnte in unserem Freundeskreis ist behindert Das ist fatal Deshalb plädiere ich dafür Kinder mit und ohne Behinderung zusammen leben spie len und lernen zu lassen weil dann die Berührungsängste von allein fallen Mein Tipp Wenn Sie im Alltag auf eine Person mit Behinderung treffen dann betrach ten Sie die Behinderung wie eine Haar farbe Thematisieren Sie sie wenn es sich im Lauf des Gesprächs ergibt und Ihnen wichtig erscheint Was hatten Sie mit Ihrem Projekt Wheel map vor und was haben Sie bisher er reicht Als mobilitätseingeschränkter Mensch habe ich oft das Problem im Alltag eine rollstuhlgerechte Toilette zu finden Oder ein Kino oder ein Restaurant So wurde die Idee geboren Eine Plattform auf der wir uns als Betroffene austauschen und unsere Umwelt in puncto Barrierefrei heit bewerten eine Internetkarte für Rollstuhlfahrer Wir sind ehrenamtlich gestartet haben unter Freunden einein halb Jahre diese Seite programmiert und hätten nie gedacht dass sie nach sechs Jahren die größte derartige Plattform der Welt ist Und dass Barrierefreiheit mitt lerweile von Städten Verkehrsverbünden und Unternehmen wahrgenommen wird Nicht rollstuhlgerecht zu sein ist heute nicht attraktiv Die Wheelmap ist ein Projekt Ihres Ver eins Sozialhelden Was wollen Sie mit dem Verein erreichen Wir als Sozialhelden wollen soziales Han deln attraktiv gestalten nicht akademisch das Thema Inklusion bearbeiten Mit der Wheelmap treten wir in Dialog Das In ternet ist ein Medium in dem man gut zuhören kann Das nehmen wir auf und agieren als Übersetzer für diejenigen die diese Botschaften brauchen können Zum Beispiel Architekten Unternehmen oder Stadtplaner Wir bauen die Brücken in die Praxis Heute arbeiten wir zu zwölft nicht mehr ehrenamtlich sind aber auf Spen den Sponsoren und Fördergelder ange wiesen Was ist für Sie persönlich Glück Ich bin glücklich wenn ich als der Mensch gesehen werde als der ich mich selber sehe Wenn ich nicht auf die Arbeit auf die Behinderung oder auf sonstige Eigen schaften reduziert werde sondern wenn man sich auf Augenhöhe begegnen kann Ich bin ein lebensfroher Mensch ich la che gerne Und ich bin auch nicht nur der Vernünftige Zum Glück gehört auch Men schen in seinem Umfeld zu haben die ei nen in die Schranken weisen RAÚL AGUAYO KRAUTHAUSEN Auf seiner Visitenkarte steht Aktivist Er hat an der Universität der Künste Berlin Kom munikation und danach Design Thinking in Potsdam studiert Zusammen mit seinem Cousin gründete er den gemeinnützigen Verein Sozialhelden der sich als Denkfabrik für soziale Projekte versteht 2010 startete der Verein Wheelmap org wo Nutzer weltweit die Rollstuhlgängigkeit von Orten und Örtlichkei ten überprüfen und eintragen können 2013 gründete er zusammen mit einem weiteren Entwickler Selfpedia de eine digitale Auskunft rund um das Leben mit Behinderung Weitere Infos www sozialhelden de www wheelmap org www raul de Sein Buch Dachdecker wollte ich eh nicht wer den erschien 2014 und thematisiert kurzweilig und bisweilen auch humorvoll das Leben aus der Rollstuhlperspektive Für sein soziales Engagement wurde Raúl Aguayo Krauthausen mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet 2014 256 Seiten Paperback E Book 14 99 Euro rororo ISBN 978 3 499 62281 6

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